ÖGLB - Geschichte
In der langen Zeit unserer Arbeit haben wir 5 besonders wichtige Ziele erreicht:
1947 hat der ÖGLB unter Chefredakteur Heinrich Prochazka die erste Ausgabe der „Österreichischen Gehörlosenzeitung“ (ÖGLZ) herausgegeben. Seit 2008 heißt das Magazin „GebärdenSache“. Es ist ein Medium mit Schwerpunkt auf Gebärdensprache und Gehörlosigkeit, um den Dialog zwischen gehörlosen und hörenden Menschen zu fördern und mehr Möglichkeiten für gehörlose Menschen zu schaffen, voll und gleichberechtigt in der Gesellschaft mitzuwirken. Seit 2019 erscheint die „GebärdenSache“ zweimal im Jahr, wird von über 1.000 Personen abonniert und von weit mehr in den Landesverbänden, Institutionen und Vereinen als wichtige Informationsquelle gelesen.
Der barrierefreie Zugang zu Information ist uns ein besonderes Anliegen. Denn: Wie sollen gehörlose Menschen ein selbstbestimmtes Leben in einer hörenden Gesellschaft führen, wenn sie über tagesaktuelle Themen usw. nicht informiert sind? Das Gesetz verpflichtet den ORF, seine Fernsehsendungen zu untertiteln und Simultandolmetschung in die Österreichische Gebärdensprache anzubieten. 100 Prozent Rundfunkgebühren sind erst bei 100 Prozent Service gerechtfertigt! Viele Jahre lang sind wir dafür eingetreten, dass der ORF den Vorgaben der Behindertenrechtskonvention nachkommt – mit Erfolg: Seit den 1980er Jahren werden ORF-Sendungen untertitelt. Seit 2003 gibt es mehr und mehr ÖGS-Dolmetschung von ORF-Sendungen*.
Besonders stolz sind wir auf die Anerkennung der Österreichischen Gebärdensprache im Jahr 2005. Seit Beginn der 1990er Jahren mussten wir, die solidarische Hilfe der Behindertenverbände und der österreichischen „Selbstbestimmt leben“-Bewegung viel Überzeugungsarbeit leisten. Am 6. Juli 2005 beschloss der Nationalrat und am 21. Juli 2005 der Bundesrat einstimmig die Anerkennung der ÖGS als vollwertige und eigenständige Sprache in Artikel 8 Absatz 3 Bundes-Verfassungsgesetz. Die Anerkennung trat mit 1. September 2005 in Kraft. Wir sind somit „de facto“ eine Sprachminderheit, weil der Gesetzgeber versäumt hat, die ÖGS gemäß der Verfassungsvorgabe in anderen wesentlichen Gesetzen zu verankern. Wir müssen uns immer noch für die gesetzliche Anerkennung als sprachliche Minderheit einsetzen, die den Mitgliedern der Gebärdensprachgemeinschaft konkrete sprachliche Rechte einräumt. Eng verbunden mit dem Erfolg war das Bundesgesetz über die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (BGStG) und die Einsetzung eines Behindertenanwalts.
Im Jahr 2013 stellten wir einen Antrag samt drei wissenschaftlichen Empfehlungsschreiben an die Österreichische UNESCO-Kommission und haben erreicht, dass die Österreichische Gebärdensprache in das nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen wurde.
Gebärdensprache macht stark! Aus Anlass seines 100. Geburtstags hat der ÖGLB 2013 den zweiten großen Bildungskongress für Gebärdensprache im deutschsprachigen Raum organisiert. Namhafte Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland lieferten wertvolle Beiträge zur Geschichte der Gehörlosen- und Schwerhörigenpädagogik, über die Verfolgung gehörloser Jüdinnen und Juden im Nationalsozialismus und über die Mehrfachdiskriminierung gehörloser Frauen. Andere Beiträge befassten sich mit den Ängsten hörender Eltern, LehrerInnen und Kindergärtnerinnen in Bezug auf zweisprachige Erziehung ÖGS/Deutsch.
Der ÖGLB ist immer wieder Veranstalter wichtiger internationaler Events. So tagte 1995 der Weltkongress der gehörlosen Gemeinschaft in Wien, 2006 und 2018 fand die Generalversammlung der Europäischen Union Gehörloser in Wien statt und der 5. Bildungskongress gehörloser Menschen wird ebenfalls vom ÖGLB organisiert.
Als Beispiel für die erfolgreiche politische Arbeit nennt der ÖGLB die Möglichkeit, den Führerschein erwerben zu dürfen: Seit 1974 ist dieses Recht verankert. Gemeinsam mit dem Landesverband Salzburg wurden Unterrichts-DVDs und Prüfungsunterlagen erstellt, sodass gehörlose Personen die Führerscheinprüfung in ÖGS ablegen können.
- 2008: Zeit im Bild 1 um 19:30 Uhr und anschließend Wetter auch auf tvthek.orf.at online
- 2009: barrierefreie Debatten des Nationalrates im Parlament
- Untertitelangebot des ORF 2019:
- ORF 1: 68,8 Prozent, ORF 2: 72,6 Prozent, ORF III: 31,5 Prozent und ORF Sport+: 1,5 Prozent. Durchschnittlich sind das etwa 42 Prozent Untertitelung des gesamten ORF-Angebots.
- Die Verdolmetschung in die ÖGS wurde zu rund 2,7 Prozent allein auf ORF 2 Europe (Zeit im Bild 1 mit Wetter, konkret und Bürgeranwalt) und zu rund 5,2 Prozent im gesamten ORF-Programm (Parlamentsübertragungen und diverse Sendungen auf ORF 2, ORF III, ORF 2 Europe) eingeblendet.